Steckbrief

Corinne – Persönlichkeitsentwicklung zwischen Büro,
Wald & Hundetraining

 

Seit wann bist du bei Piano Sigrist?

Ich unterstütze seit fast viereinhalb Jahren das Team im Büro, offiziell als Leiterin Disposition und inoffiziell auch als eierlegende Wollmilchsau.

Was kam davor?

Grob zusammengefasst habe ich 3 Jahre in der Schifffahrtsbranche, 5 Jahre in der Medizinbranche und 11 Jahre in der Automobilbranche gearbeitet. Ich bin Generalistin und das hat sich bisher ausgezahlt. Aus jedem Job habe ich einen vollen Know-how-Rucksack mitgenommen.

Zuerst hat mich die Faszination Schifffahrt gepackt. Durch den Job war ich mit knapp 21 Jahren oft in Russland und der Ukraine unterwegs, grösstenteils auf grossen Hotel- und Flussschiffen, um Reisebüroangestellten unsere Schifffahrten zu verkaufen. Auch war ich öfters mit auf einem ukrainischen Segel-Schulschiff. Da wurden Matrosen ausgebildet und es gab zusätzlich sieben Passagierkabinen. Das war ganz toll, weil man sehr nahe am Wasser und am Wind war und nebenbei den Berufsalltag der Matrosen miterleben konnte.

Ich bin oftmals auch rund um England und Irland mitgefahren, dann wieder von Dublin zurück nach Hause geflogen, habe meine Koffer kurz umgepackt und bin wieder ins Flugzeug gestiegen nach Norwegen, weil da das nächste Schiff vor Anker lag. Das war alles um 1994 – schon abenteuerlich. Mittlerweile stehe ich gerade der Hochseeschifffahrt eher kritisch gegenüber, einfach wegen des ökologischen Aspektes.

 

Ich bin allerdings zu neugierig, um mein Leben lang nur in einer Branche zu arbeiten. So bin ich dann vom Tourismus in die Pharmabranche gewechselt. Genauer gesagt in die Augenchirurgie. Da stehst du dann da und lernst erstmal die ganze Anatomie vom Auge – spannend!

Durch Zufälle und Neugierde bin ich danach in der Automobilbranche und letztendlich bei Piano Sigrist gelandet. Eine der wichtigsten Stationen war allerdings meine Zertifizierung als Hundetrainerin in 2018.

Weil Hunde ein grosser Teil deiner Lebens sind?

Ja schon, wir hatten zwar während meiner Kindheit keinen Hund in der Familie, aber ich war immer in Kontakt mit Hunden von Freunden und habe diese ausgeführt. 

Als Erwachsene hatte ich dann selber Hunde. Im April 2020 haben mein damaliger Golden Retriever Smiley und ich quasi zusammen den Vertrag bei Piano Sigrist unterschrieben. Smiley hat uns leider nur knapp ein Jahr lang wunderbare Gesellschaft im Büro leisten können, bevor sie an Krebs verstarb. Kürzlich meinte Josias, ich würde schon meinen Vertrag riskieren, ob mir das bewusst sei.

Dass ich den Vertrag mit Hund unterschrieben hätte, wo denn jetzt der neue Hund sei? Ja, Laura und Josias sind schon totale Hundenarren. Ein neuer (Büro-)hund kommt irgendwann, aber alles zu seiner Zeit. Letztendlich lebe ich auch jetzt nicht ohne Tiere. Seit 18 Jahren ist Köbi, mein schwarz-weisser Kater, meine grosse Liebe.

Welchen Ansatz des Hundetrainings bist du nachgegangen?

Ich habe hauptsächlich 1:1 Coaching für Mensch & Hund gegeben. Da ging es mir wirklich drum, dass ich den Kunden in seinem Alltag unterstütze und wir uns die Herausforderungen vor Ort anschauen und genau da lösen. Das fand ich sehr viel sinnstiftender, als wenn Hunde etwas auf dem Hundeplatz können, aber daheim dann wieder nicht mehr. Ich bin auch Mitglied der Initiative für gewaltfreies Hundetraining.

Bis Sommer 2023 habe ich über meine eigene Hundeschule-Coachings & Hundekurse gegeben. Jetzt ist sie erst einmal vorübergehend geschlossen, da ich momentan einfach keine innere Kapazität dafür habe. Ich möchte zuerst die Philosophie noch einmal überdenken, noch eine Ebene tiefer gehen. In dem Zuge, habe ich mich auch entschieden, ab Frühling 2025 eine 1-jährige Ausbildung in Tierkommunikation zu machen. Darauf freue ich mich sehr!

Was hältst du von Hundetrainern im Fernsehen?

Das TV zeigt immer nur eine Sequenz. Was vorher und nachher ist, sieht man nicht. Ich kenne viele gute Hundetrainer, aber die gehen eher nicht ins Fernsehen, weil das Hundetraining, was wir machen, nicht spektakulär genug ist. Der Sender muss ja auch Geschichten verkaufen können à la Hollywood, damit das überhaupt geschaut wird. Auf YouTube sind noch eher gute Hundetrainer unterwegs, z. B. Victoria Stilwell Positively aus England oder Clarissa v. Reinhardt aus Deutschland. Die machen das ganz toll.

Neben Hunden liebst du auch Klaviere?

Lieben ja, selber spielen nein. Ich bin irgendwo bei der Altblockflöte stehen geblieben. Vor Piano Sigrist hatte ich nichts mit Klavieren zu tun. Aber jetzt empfinde ich die Arbeit als sehr sinnstiftend, weil ich jeden Tag erleben darf, wie sehr Musik – insbesondere Klaviermusik – Emotionen transportieren kann.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich einmal vor 20 Jahren hingesetzt und eine Liste geschrieben habe. Was habe ich für Lebensträume, die ich verwirklichen möchte? Das war lange vor Piano Sigrist, und doch stand Klavierspielen auf Position 1 der Liste. Jetzt habe ich mir vorgenommen, das Klavierspielen als mein Pensionierungsprojekt anzugehen.

Du reflektierst also darüber, was du möchtest – seit wann machst du das?

Ich glaube, das hat mit 20 Jahren angefangen, als ich die Diagnose Morbus Crohn bekommen habe. Da begibst du dich einfach auf die Suche. Ich sage immer, hey Leute, ich bin unheilbar chronisch krank, aber ich habe trotzdem ein tolles Leben. Über die Jahre habe ich alles mögliche Medizinische ausprobiert, aber irgendwann ist das ausgeschöpft. Dann kam die Darm-OP und ich sage immer, seither bin ich praktisch gesund. Also ich habe fast keine Probleme mehr.

Ich meine, die Krankheit schränkt immer noch ein, aber es ist einfach alles auch Ansichtssache. Ich sag’ dann halt nicht oh mein Gott, mein Glas ist immer halb leer, sondern hey, mein Glas ist halb voll. Ich kann trotz Krankheit noch vieles machen.

Es ist natürlich auch eine Frage, wie viel Verständnis das Umfeld für dich hat. Da sind wir dann auch wieder bei Piano Sigrist. Wenn es wirklich mal ganz, ganz schlecht geht, dann kann es auch sein, dass ich einfach mal einen Tag aussetzen muss. Ich habe das auch immer bei jedem Arbeitgeber komplett transparent kommuniziert, dass ich eine chronische Krankheit habe. Ich habe oftmals erlebt, dass ich mit dieser Transparenz, vielleicht auch gerade wegen dieser Transparenz Jobs bekommen habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, je offener und natürlicher man mit der Krankheit umgeht, umso weniger Druck macht man sich. Das ist wichtig, denn Druck und Stress triggern die Krankheit ungemein.

Wurdest du denn auch mit der „Klavierbauer – Krankheit“ infiziert?

Ja, tatsächlich – damit haben Roy & Felix mich wahrscheinlich früh angesteckt. Ganz konkret; ich kann an keinem Piano vorbeilaufen, ohne die tiefste weisse Taste mindestens einmal zu drücken. Ich sag’ dann immer, das ist der Spiegel meiner dunklen Seele – schmunzel.

Und wie sieht’s mit Klaviermusik aus?

Höre ich auf jeden Fall auch. Ludovico Einaudi hat da besonders mein Herz gestohlen. Vor allem auch, weil er sein Talent für gute Aktionen nutzt. Der hat so ein ganz tolles Projekt mit Greenpeace zusammen gemacht. Die haben einen Flügel in die Arktis hoch geschafft und dann hat er da auf einem Eisblock gespielt, um auf die Polschmelzung aufmerksam zu machen. Der Mensch hat einfach eine Botschaft und das fasziniert mich.

Aber ich höre wirklich alles. Vom Schweizer Jodel über irische Klänge, internationalem Pop, Hard Rock, Metal oder Rap – auch da bin ich Generalistin. Die Blues-Klaviermusik von Hamp (Hans-Peter Ruosch) bei unserem Werkstattkonzert hat mir auch sehr gefallen. Hamp ist ganz speziell verschmolzen mit seinem Instrument. Von wildem Boogie-Woogie hin zu tiefem schmerzvollem Blues – das hat mich tief, tief im Herzen abgeholt.

Ich habe bei dem Konzert sehr viel Spass gehabt und richtig mit den Füssen den Takt mitgestampft. Ich habe ihm gesagt, Hamp, wenn du spielst, dann brennen mir die Sohlen durch. Letztendlich sind dann aber nicht die Sohlen durchgebrannt, sondern die Socken. Also wirklich, an beiden grossen Zehen waren nach dem Konzert Löcher in den Socken .

Hast du ein Lieblingsinstrument im Geschäft?

Wir haben so einen ganz, ganz alten C. Bechstein-Flügel aus 1910 bei uns im Lager. Der ist aus Mahagoni-Holz und komplett verziert mit Messingbeschlägen. Da kam sofort meine Neugierde ins Spiel. Wer sass da alles schon dran? Was haben die Menschen für Gefühle gehabt, als sie gespielt haben? Was hat das Instrument alles schon erlebt?

Für mich gilt immer, je älter, desto besser. Alte Instrumente haben einfach eine Seele. Ich sehe diesen Flügel irgendwo in einer modernen Villa, wo alles aus Marmor und weiss ist, relativ kühl und dann steht da mittendrin dieser Flügel, der eine Geschichte erzählt.

Zudem hat unser Team die Skills, ihn komplett neuwertig klingen zu lassen und ihm so zu einem neuen Leben verhelfen. Roy könnte das besondere Exterieur auch noch verfeinern, modernisieren oder gar mitternachtsviolett lackieren. Das wäre eine einzigartige Kombination aus Historie und Moderne. Vielleicht schreibe ich auch mal Museen an, der wäre da schon eine Attraktion.

Wie teilst du deine Woche auf?

Ich arbeite 80 % der Woche – freitags habe ich frei. Meine bessere Hälfte im Büro, Maria arbeitet auch 80 % und macht immer montags frei. Ich glaube, das Büro würde ohne Maria nicht funktionieren, genauso wenig wie ohne mich. Wir sind mittlerweile so richtig an den Hüften zusammengewachsen – verstehen uns ohne Worte, unterstützen einander und halten uns den Rücken frei.

Ich bin generell echt mit Leib und Seele jemand, der gerne im Büro ist – ein richtiger Bürogummi. Einen Tag die Woche mache ich Homeoffice, wo ich die stillen Arbeiten erledige, für die ich wirklich extrem viel Konzentration brauche, wie z. B. die Termine für die Schulstimmungen in den Herbstferien zu koordinieren. Felix, der die meisten Stimmungen macht, sagt immer, das ist wie Tetris spielen oder puzzlen, das zu organisieren.

Stimmt ihr Pianos schweizweit?

Ja, es gibt grundsätzlich keine räumliche Begrenzung. Es ist einfach so, dass in unserem Standardstimmpreis Wegkosten von maximal dreissig Minuten einberechnet sind. Wenn jetzt jemand eine Stimmung in Genf haben möchte, fahren wir dahin, das ist überhaupt kein Thema. Wir müssen dann einfach die Wegkosten entsprechend pro 10 Minuten berechnen. Beni fährt z. B. mindestens einmal im Jahr nach Basel, in den Kanton Graubünden oder in die Innerschweiz. Diese Kunden möchten einfach, dass Beni kommt und sind dann auch bereit dafür zu bezahlen.

Als Bürogummi komme ich nicht so viel rum wie die Stimmer. Aber was ich schon lange machen möchte, ist mich eine Woche lang ins Auto zu setzen und einige Schulen, Bibliotheken, Volkshäuser etc. besuchen. Ich finde, die Zusammenarbeit ist noch mal anders, wenn man sich mal die Hand geschüttelt hat.

Den Kontakt zu den Kunden liebe ich am allermeisten an meinem Job. Wenn jetzt auf der Terminliste steht, ruf mal die Frau X an für eine Klavierstimmung, dann freue ich mich richtig, weil sich mit gewissen Kunden schon so etwas wie eine Beziehung ergeben hat. Also man weiss ein bisschen voneinander – von OPs oder Welpenzuwachs, von Büsinamen oder Kindergeburtstagen. Ich glaube, das ist eben auch das Alleinstellungsmerkmal von Piano Sigrist, dass Kunden sich als Mensch gesehen fühlen und wir zu allen einen engen Kontakt pflegen.

Aber du disponierst nicht nur, sondern bist auch die eierlegende Wollmilchsau?

Hab ich schon mal gehört, dass ich das bin. Neben der Planung von Stimmungen unterstütze ich seit Kurzem auch Nicole bei der Organisation der Werkstattkonzerte.

Weiters übernehme ich alles, was englischsprachig ist und unterstütze administrativ wo immer nötig. In so einem kleinen Betrieb ist es wichtig, dass man flexibel ist und das sind wir alle.

Zurück zu meiner Sprachleidenschaft; ich wollte schon immer, die Leute auf der Welt verstehen. Deswegen war ich direkt nach meiner Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten eine Zeit lang in Torquay, Südengland, um die Sprache zu lernen. Seitdem habe ich mich immer weitergebildet, ich mag Sprachen einfach. Das hat sich bisher auch in jedem Job ausgezahlt. Ich kann mir vorstellen, als (ein weiteres) Pensionierungsprojekt später Kinder in Englisch zu unterrichten. Die Liste der Träume ist lang bei mir – ein Leben reicht dafür wohl nicht.

 

Gibt es da spezielle Vorbilder, die dich zu all der Reflektion inspirieren?

Das ändert sich immer mal wieder, je nach seelischem Zustand. Die Hundetrainer-Ausbildung war eigentlich nichts anderes als Persönlichkeitsentwicklung. 

Ich sage immer, wir arbeiten nur am Rand mit den Hunden. Eigentlich arbeiten wir mit den Menschen. Es geht darum, die Menschen zu erreichen und über die Menschen den Hund. Dafür musst du dir schon ziemlich klar darüber sein, wer du bist und was du wie vermitteln willst. Das ist Persönlichkeitsentwicklung in der Praxis!

Jetzt gerade habe ich mir eine Meditationsapp namens Serenity runtergeladen, das probiere ich derzeit aus. Und ein Online-Gesangskurs steht auch schon in den Startlöchern. Ich bin einfach sehr, sehr neugierig und gespannt, was da noch so kommen mag.

Abschliessend – wo warst du in den Betriebsferien?

Ich habe ganz viele schöne Dinge zu Hause und von zu Hause aus gemacht. Ich brauchte mal ein bisschen Ruhe, weil ich auch kürzlich erst umgezogen bin. Nun wohne ich auf einem Hügel oberhalb vom Zürichsee. Im Winter komme ich ohne Allrad nicht zu meiner Wohnung. Hier bin ich im Grünen, mitten in der Natur und das wollte ich ausgiebig geniessen. Wenn ich nicht den Wecker stellen muss, ist das bereits Urlaub für mich.

 

Also bist du viel in der Natur unterwegs?

Ja, ich sage immer, mein zweites Wohnzimmer ist der Wald. Nicht selten packe ich mir am Sonntagmorgen das Müsli ein, mache mich auf die Socken und hocke mich irgendwo in den Wald und esse da mein Frühstück. Ich bin dann total eins mit der Natur.

Oder ich gehe an den See, lausche den Wellen und schaue den Stand-up Paddlern zu. Felix habe ich noch nie getroffen – habe mich schon beschwert. Ich glaube, dieses Stand-up-Paddling würde mir auch gefallen. Es sieht so friedlich aus. Kommt auf die Liste.

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