Steckbrief

Maria – Mama, Exportgenie & Geigenliebhaberin

 

Seit wann bist du bei Piano Sigrist?

Seit Herbst 2021 helfe ich dem Sigrist-Team bei alltäglichen Büroarbeiten.

Was ist davor in deinem Leben passiert?

Ich bin in Zürich aufgewachsen und habe mit 16 bei einer Firma im Zürcher Oberland meine Lehre als Bürokauffrau gemacht. Diese wurde letztendlich von Pelikan, der Schreibutensilienfirma, aufgekauft. Mit 20 kam ich aus der Lehre und habe dann mit 21 geheiratet. Früh, aber wir sind immer noch glücklich verheiratet.

Nach meiner Lehrzeit bin ich in die Kosmetikbranche bei einem 100-Mann-Unternehmen eingestiegen. Dort habe ich mich hauptsächlich um den Export von Gütern nach Italien, England, aber auch Asien gekümmert. Dann habe ich erst einmal 3 Söhne bekommen und war 3-4 Jahre lang in Mutterschutz. Zwischendurch haben mein Mann und ich noch über 10 Jahre selbstständig eine Karosseriewerkstatt geführt.

Nach der Selbständigkeit habe ich 13 Jahre lang in einem 3-Mann-Unternehmen in der Verpackungsbranche gearbeitet. Wir haben Schweizer Großproduktionen mit Folien und Papier beliefert, die z. B. Schokolade oder Backwaren verpackt haben.

Aber dann hast du dich in Pianos verliebt?

Nein, nicht wirklich, der Job wurde eher zufällig in mein Leben getragen.​​ Nach 13 Jahren habe ich mir gedacht, komm, jetzt machst du noch deinen letzten Sprung in etwas Neues. Ich wollte mich weiterentwickeln und mehr in die Buchhaltung. 

Ich hatte vor Piano Sigrist wenig mit Klavieren zu tun. Als ich neu im Team war, haben sie mich immer hochgenommen, weil ich mir die ersten paar Wochen die Marke Kawai nicht merken konnte. Da habe ich immer „Kuwai” gesagt. Da hatten sie was zu lachen. Mittlerweile weiss ich es. Selbst heute ärgern mich mich ab und zu noch mit „Maria, die Kuwais, du weisst schon”.

Also selber Klavier gespielt hast du nie?

Nein, ich bin tatsächlich eher eine, die die Geige liebt. Wenn ich ein Orchester spielen höre, dann ist schon die Geige das Instrument, das mich am meisten inspiriert. Zum Beispiel war ich zuletzt mal bei Hans Zimmer im Zürcher Hallenstadion zusammen mit meinem Sohn.

Aber ich muss sagen, ich würde schon wirklich sehr, sehr gerne Klavierspielen – ich denke für die Seele ist das einfach gut. Nicole hat auch angeboten, mir das Spielen beizubringen. Sie meinte, komm, wenn du magst, dann zeige ich dir, wie das geht.​​

Allerdings endet ein normaler Tag bei mir um 21:30 Uhr. Wenn ich nach Hause gehe, ist mein Tag noch nicht zu Ende – dann wird gekocht. Es ist einfach viel, dann noch das Klavierspielen zu lernen. Aber ja, ich hätte super Instrumente hier. Wer hat das schon?

Nicole ist demnach eine inoffizielle Klavierlehrerin – wer sind die offiziellen?

Unsere Räume haben wir bereits mehreren Klavierlehrern vermietet. Zudem unterstützen wir freischaffende Klavierlehrer:innen wie zB. Katharina Giger oder auch Eleonora Em-van Wieringen. Letztere spielt auch ein Werkstattkonzert bei uns am 13.12.2024.

Warst du bereits bei einem Werkstattkonzert dabei?

Beim Konzert von Daniel Heide, ja, das war super! Wo ich auch unbedingt dabei sein will, ist das Konzert am 11. Oktober von dem jungen Mann, der den Wettbewerb Zurich Meets Kharkiv gewonnen hat – Janick Čech.

Judith Sigrist und ich haben den Livestream des Wettbewerbs im Februar verfolgt, und fanden ihn auf Anhieb sehr beeindruckend. Dann ist er immer weiter und weiter gekommen und hat letztendlich gewonnen. Wo ich gesehen habe, dass er hierherkommt, hab ich gesagt – da muss ich unbedingt dabei sein.

Hast du mal einen praktischen Beruf ausprobiert?

Nein, ich bin nicht so gut mit meinen Händen. Also ich nähe nicht, ich stricke nicht. Aber ich koche gerne. Ich backe gerne. Am liebsten Quarktorten mit Erdbeeren, oder auch Tiramisu, das mache ich sehr gerne.

Was hältst du von Nicoles Macarons?

Die sind der Hammer. Sie hat jetzt auch am Dienstag eine Quarktorte gemacht, die war einfach gut.

Wie teilst du deine Woche auf?

Ich arbeite 80 % der Woche – montags habe ich frei. Da mache ich den Haushalt, erledige Arzttermine und Ähnliches. Dienstags bis freitags findet man mich mit Corinne im Büro.

Der Rest des Teams trampelt ab und zu mal durch unser Büro, weil der Kaffeeraum am einfachsten zu erreichen ist, wenn man durch unser Revier läuft. So haben wir sie auch direkt im Überblick.

Wie sind die Aufgaben zwischen Corinne und dir verteilt?

Wir harmonieren und ergänzen uns sehr gut. Sie war zuvor in der Gemeindeverwaltung tätig, und hat auch eine Zeit lang in England verbracht – sie hat viel erlebt. Diese Erfahrungen kann sie in einige Themen einbringen und ich lerne wirklich viel von ihr. Josias und Laura haben das einfach im Gespür, gute Leute einzustellen, die zum Team passen.

Corinne kann von meinen Französisch- und Italienischkenntnissen profitieren und ich übernehme viel Rechnerisches. Meine zentrale Aufgabe sehe ich darin, unser Geschäftsführer-Duo, Josias und Laura, in allen Angelegenheit zu unterstützen. 

Gleichzeitig hat es sich ergeben, dass ich bei emotionalen Sachen der Ansprechpartner im Team bin. Man nennt mich auch „die Mama“. Ich weiss nicht warum, aber vielleicht habe ich das Gesicht und die Art und Weise. Wenn sich jemand schneidet oder mit dem falschen Fuss aufgestanden ist, dann peppe ich sie auf. Mir ist es schon sehr wichtig, dass es allen gut geht.

Einer deiner offiziellen Nebenaufgaben ist der Verleih von Konzertinstrumenten?

Genau – Eventveranstalter, Spitäler, Kirchen, Museen, Orchester oder Vereine können bei uns hochwertige Konzertinstrumente mieten.

Wir stellen z. B. jeden Sommer einen Flügel bereit für das Festival im Welschland. Auch Knies Zauberhut nutzt unseren Flügel regelmässig für ihre hoch-romantischen Candlelight-Konzerte.

Für manche Wohltätigkeitszwecke stellen wir ein Piano auch kostenfrei zur Verfügung. Josias und ich waren z. B. bei der Benefizgala für Kinder mit seltenen Krankheiten, wo unser Flügel zum Einsatz kam.

Wir vermieten hauptsächlich 3 Instruemente. Den Steingraeber Flügel E-272, den etwas kleineren Steingraeber Flügel C-212, und das Steingraeber Klavier 138 K. Ich sage immer, das sind neuwertige Instrumente, das sind nicht abgenutzte, verkratzte Mietinstrumente.

Wir bieten auch an, ein Instrument vor Ort und angepasst an die jeweilige Eventlocation zu stimmen, und verleihen ein Instrument natürlich inklusive passender höhenverstellbarer Konzertklavierbank.

Der E-272 Steingraeber-Flügel ist besonders lang, oder?

Ja, das stimmt, der E-272 ist 2,72 m lang. Er wird von vielen als *der* Konzertflügel angesehen und ist eine Rarität von einem Spitzenhersteller, der nur insgesamt 150 Instrumente pro Jahr baut. Es gibt nur eine Handvoll von genau diesem Flügel und es ist der einzige Konzertflügel von Steingraeber, den man in der Schweiz mieten kann.

Felix hat Flügel wie diesen, selbst während seiner 10 Jahre in Bayreuth in der Steingraeber-Klaviermanufaktur gebaut.

So einen Flügel zu mieten, ist nicht ganz günstig. Der Transport verursacht mehr als doppelt so viel Kosten als die eigentliche Miete. Uns ist es allerdings wichtig, dass (teure) Profis den Transport durchführen.

Nebst den Eventveranstaltern, haben wir auch Privatpersonen, Musiker oder Klavierlehrer, denen es wert ist, ein besonders gutes Instrument für ihren Anlass zu mieten.

Da war z. B. ein Kunde, der einen Flügel für sein Geburtstagsfest mieten wollte. Er ist zu uns in den Laden gekommen und hat eine Reihe von Flügel ausprobiert. Seine Wahl ist dann auf den Steingraeber B-192 gefallen.

Grundsätzlich vermieten wir die allermeisten Instrumente und jedes kann angespielt werden. Ab und zu organisieren wir sogar Geburtstagsfeiern mit privaten Konzerten in unseren Räumlichkeiten.

Mit welchen Transportprofis arbeitet ihr genau zusammen?

In erster Linie arbeite ich sehr, sehr gerne mit der Pianologistik GmbH und mit der Franz Schaffhauser AG zusammen.

Warum braucht es Profis?

Beim Klavier ist der Transport noch einfach – das stellt man auf einen Transport-Rolli und schiebt es aufs Fahrzeug. Aber bei einem Flügel muss man die Beine abmontieren und ihn auf einen sogenannten Flügelschlitten montieren.

Der E-272-Steingraeber hat z. B. seinen eigenen personalisierten Schlitten. Er hat schon Bohrungen am Boden, sodass man ihn einfach und sicher auf seinem Schlitten befestigen kann. Die Beine kommen auch in eine hübsche personalisierte Steingraeberkiste auf Rädern, wo man seine Decke und sonstiges Zubehör reinlegt. 

Während des Transportes decken die Profis das Instrument gut ein, sodass es keine Kratzer gibt. Und bei der Aufstellung polieren sie den Flügel, damit er perfekt aussieht.

Was war der weiteste Transport, den ihr organisiert habt?

Wir haben unter anderem schon Transporte nach Japan, Australien und nach Island gemeistert. Oftmals für Privatleute, die sich ein Haus in einem anderen Land gekauft haben und ihr Instrument in diesem haben wollten. Die ansässigen Transportunternehmen befördern hin und wieder mal ein Piano per Helikopter, sie sind aber nicht in Übersee tätig.

Dafür finde ich andere Wege. Da kommt mir natürlich meine jahrzehntelange Erfahrung im Exportbereich zugute. Je nach Land gibt es Bestimmungen und es liegt dann an mir Offerten einzuholen, ob ein Transport per Schiff oder Flugzeug am geeignetsten wäre.

Eine deiner anderen Nebenaufgaben ist die Einlagerung von Instrumenten, richtig?

Ja, genau, momentan lagern über 25 Instrumente bei uns. Leute stellen ihr Piano wegen eines Umbaus, Auslandsaufenthalts oder aus Platzgründen bei uns unter.

Oftmals wird ein Piano auch geerbt, aber die Erben müssen erst noch klären, was damit passieren soll. Der Vorteil einer Einlagerung bei uns ist, dass es ein Ganzkörper-Check bekommt. Wenn es schon mal in der Expertenwerkstatt ist, dann kann man es auch direkt verarzten.

Flügel können bei uns auf Kante gestellt werden, müssen es aber nicht. Ansonsten werden sie sicher verpackt und leisten dann unseren anderen Spitzeninstrumenten in einem optimal klimatisierten Raum Gesellschaft.

So wenige Nebenaufgaben hast du?

Naja, da gibt es schon noch ein paar mehr. Ich kümmere mich um alle Mietverträge, also wenn Leute ein Instrument erst einmal ausprobieren wollen, bevor sie es kaufen. Ausserdem nehmen wir etwa 3-5 ausgewählte besondere Instrumente pro Jahr bei uns auf, die wir per Kommission verkaufen. Ach ja, und ich kaufe auch noch Papier, Hygrometer und Co. ein.

Ich habe trotz dessen nicht das Gefühl, nur am Schreibtisch zu sitzen. Irgendwas muss ich immer mit der Werkstatt besprechen oder ein Instrument wird angeliefert.

Hast du mal deine Schritte getrackt?

Nein, habe ich tatsächlich noch nicht. Ich glaube, ich lasse mir mal eine Uhr von meiner Familie geben. Wäre mal interessant, zu sehen, ob ich auf 10.000 Schritte komme.

Und findest du Zeit, dich ausserhalb der Arbeit zu bewegen?

Ich gehe laufen, ja. Ich weiss, dass ich mich für meine Gesundheit bewegen muss und deswegen gehen mein Mann und ich am Wochenende laufen. Wenn ich Zeit hätte, würde ich auch sehr, sehr gerne wieder tanzen gehen – Bachata oder Merengue.

Wenn wir im Urlaub am Meer in Italien sind, gibt es immer so Gruppen, da kannst du einfach mitmachen. Der Lehrer zeigt ein paar Schritte und dann tanzen wir mit.

Ich habe 4 Jahre lang Flamenco getanzt und auch mal Step Aerobic gemacht – Hauptsache etwas mit Musik. Mein Mann ist auch ein guter Tänzer, Rock ’n‘ Roll kann er besonders gut.

Abschliessend – was ist geplant für die anstehenden Betriebsferien Ende Juli?

Wir fahren für eine Woche nach Dänemark ans Meer, auf die Insel Lolland. Nur mein Mann und ich. Unsere 3 Söhne bleiben zu Hause, die sind erwachsen. Jetzt kommt unsere Zeit.

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